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Die lange Zeit des Lockdowns lässt erkennen, wie sehr wir einander vermissen. Schule ist kein Raum, sondern eine soziale Gemeinschaft und Lernen findet zusammen statt. Grundvoraussetzung dafür ist Empathie. Sie hilft den Schülern und Schülerinnen untereinander Beziehungen aufzubauen, um erfolgreich miteinander zu arbeiten. Im Online Unterricht kann ich Stimmungen und Bedürfnisse meiner Mitschüler/innen nicht so einfach wahrnehmen, der emotionale Aspekt des Lernens kommt vielfach zu kurz. Lernen ist aber effektiver und nachhaltiger, wenn es mit Emotionen gepaart ist.
Die folgenden kleinen Übungen können helfen, am Leben des Anderen Anteil zu nehmen und einen kleinen Einblick in seine/ihre Welt zu bekommen. Es geht darum, Verständnis füreinander zu schaffen und eine Beziehung zueinander aufzubauen. Auch, oder sollte es besser heißen gerade, im Online Unterricht braucht es eine achtsame Lernumgebung, damit Unterricht gelingen kann.
Gegenstände beschreiben
Such einen Gegenstand aus, der im Moment für dich sehr wichtig ist (Handys, Tablets, Computer, Maus, Controller ausgeschlossen 😉). Zeige diesen Gegenstand deinen Mitschülern und Mitschülerinnen und gib eine kurze Erklärung ab, warum dieses Objekt für dich gerade jetzt so an Bedeutung gewonnen hat. Im Sprachunterricht ist es so einfach diese Übung an neu zu erlernende grammatikalische und lexikalische Strukturen zu knüpfen.
z.B. Spanisch: La guitarra me levanta el ánimo porque… – Paso la palabra a …
Beobachtungen beschreiben
Ausblick aus dem Fenster beschreiben. Die Schüler/innen schreiben in den Chat. Je nach Niveau differenzierte Anweisungen geben (nur Wörter, ganze Sätze, best. grammatikalische Strukturen). Wichtig ist hier, dass die Lehrkraft alle Einträge positiv kommentiert.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Schüler/innen herausfinden
z.B. In der ersten Unterrichtsstunde eines Schultages. Was hast du gefrühstückt? Wer frühstückt/Wer frühstückt nicht? Kaffee, Tee, Saft etc. Auch gut im Nachmittagsunterricht möglich. Viele werden noch nichts gegessen haben – geteiltes Leid ist halbes Leid.
Wie gut kenne ich meine Mitschüler/innen?
Jeder Schüler/jede Schülerin macht schriftlich oder mündlich drei Aussagen (Two truths and a lie). Eine davon ist eine Lüge – die anderen müssen mittels Umfragetool (zB. (wooclap, Mentimeter) die Lüge herausfinden.
Variation:
Was möchte ich, dass meine Mitschüler/innen von mir wissen?
Jede Schülerin/jeder Schüler wählt ein Wort oder Bild, das ihn/sie beschreibt, und erklärt kurz warum er/sie diesen Gegenstand gewählt hat.
Wie viele Unterrichtsstunden beginnen in der Schule tatsächlich mit dem Läuten der Schulglocke? Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass im Online Unterricht ein maximales Ausschöpfen der Unterrichtszeit möglich ist. Schnell ist man eines Besseren belehrt. Der Kollege/die Kollegin der vorhergehenden Stunde überzieht, die Internetleitung bricht zu Beginn zusammen, weil sie den gleichzeitigen Zugriff auf die Kamera nicht schafft, etc. Es empfiehlt sich erst drei Mal durchzuatmen und dann ruhig zu beginnen. Ein kleines Warm-up, die persönliche Begrüßung der ersten Schüler/innen, simple unverfängliche Fragen, bis alle den Einstieg geschafft haben. Halten Sie sich stets vor Augen, Online Unterricht braucht Zeit und Geduld.
Rituale können helfen aktiv in das Unterrichtsgeschehen einzusteigen. Ein Beispiel dafür ist immer zu Stundenbeginn eine neue Phrase einzuführen, die jeder Schüler/jede Schülerin für sich passend vervollständigen muss. Diese Übung gibt den Zuspätkommenden Zeit sich zurechtzufinden und schafft eine positive Stimmung.
Versuchen Sie, den Schülern und Schülerinnen das Ruder in die Hand zu geben. Nicht Sie bestimmen wer der/die Nächste ist, sondern geben sie auch noch die Phrase: Ahora te toca a ti … / Now it’s your turn … vor.
Mit Hintergrundbildern arbeiten
Eine einfache Möglichkeit, die Neugierde der Schüler/innen zu wecken und eine Brücke zum Unterrichtsthema herzustellen, bietet die bewusster Einstellung des Bildschirmhintergrundes. Wählen Sie ein Bild, downloaden Sie es und laden Sie es als persönlichen Hintergrund hoch.
Warum habe ich diesen Hintergrund gewählt? Wo bin ich? Was wisst ihr darüber?
Auch aus dieser Idee lässt sich ein Ritual für den Beginn einer Unterrichtsstunde entwickeln. Animieren Sie Ihre Schüler/innen dazu selber einen Hintergrund zu wählen. Jede Stunde startet ein anderer Schüler/eine andere Schülerin. Dabei muss der Schüler /die Schülerin unweigerlich die Kamera einschalten 😉 . Die Mitschüler/innen sind aufgefordert Fragen zu stellen. Motivieren Sie den ausführenden Schüler/die ausführende Schülerin unbedingt auch dazu, Fragen zu stellen.
z.B. Foto von einem Geburtstagsfest/einer Unternehmung mit Freunden.
Auch gut als Einstiegsübung für aufeinanderfolgende Stunden zu verwenden
Wissen aktivieren – Themenbereiche wiederholen – Brainstorming Aktivitäten
Mit Umfragetools wie z.B.Mentimeter/AnswerGarden/pollev/wooclap, etc. lassen sich diese Aktivitäten einfach online durchführen. Der Vorteil besteht in der zeitgleichen Auswertung, so werden beispielsweise sofort die Ergebnisse der Umfragen angezeigt, oder auch eingegebenes Vokabular je nach Häufigkeit größer dargestellt.
Mit MS Teams kann man auch ein Word Dokument öffnen, auf dem alle zeitgleich ihre Ideen festhalten können (NB: ab 20 Teilnehmern/Teilnehmerinnen kommt es allerdings zu Verzögerungen und Einschränkungen).
Mit Anagrammen arbeiten
Teilen Sie den Bildschirm mit dem von Ihnen gewählten Wort. Die Schüler/innen schreiben im Chat.
z.B. INAUGURATION
Find adjectives that fit the topic the word represents. (e.g. incentive, new, awesome, unique, good,…)
z.B. TOURISM
Find nouns that fit the topic the word represents. (e.g. trend, offers, uniqueness, reception, incentive, sustainability, marketing,…)
Das Meme hier drückt aus, womit BMHS Lehrer/innen sich sehr häufig herumschlagen müssen. Es ist zwar kein großer Trost, dass Teenager auf der ganzen Welt gleich sind, aber zumindest eine kleine Aufmunterung. Teenager sind einfach äußerst zurückhaltend, wenn es darum geht, die Kamera einzuschalten. Wir alle kämpfen damit! Ein Ausweg ist jedoch, die Nutzung der Kamera unabdingbar zu machen. Mit diesen Aktivitäten kann es gelingen.
z.B. Im Hintergrund Weihnachtsdekoration. Schüler/in erzählt: Weihnachten ist mein Lieblingsfest, weil die ganze Familie zusammenkommt. Wer von euch mag Weihnachten? Daumen hoch. Wir haben bestimmte Traditionen, zuerst gehen wir gemeinsam eine große Runde spazieren, dann essen wir Raclette. Was esst ihr zu Weihnachten? In den Chat schreiben. Dann feiern wir unter dem Weihnachtsbaum. Fast immer besuchen wir die Mitternachtsmette. Wer von euch bekommt Geschenke zu Weihnachten? – Hände hoch im Chat. Was habt ihr heuer euren Eltern geschenkt? In den Chat schreiben. Was ist das Beste an Weihnachten? Etc.
Ein etwas anderer Ansatz:
Jede/r schaltet die Kamera ein und hält die Hand vor die Kamera damit das Gesicht verdeckt wird. Nun wird eine Frage gestellt: z.B. Wer hat heute schon mit seinem Haustier gespielt? Als Antwort werden die jeweiligen Hände weggegeben und man sieht die Gesichter derer, die das getan haben. So kann man als Lehrer/in einige Fragen stellen bzw. auch die Schüler/innen Fragen stellen lassen.
Differenzierter Unterricht lässt sich online oft einfacher organisieren als in der Klasse und ermöglicht es dem Schüler/der Schülerin sein/ihr eigenes Tempo zu wählen. Der Lehrer/die Lehrerin stellt Übungen zu einem Thema zur Verfügung, die nach aufsteigendem Niveau geordnet sind. Ein Basisaufgabenbereich muss von allen erledigt werden, schnellere Schüler/innen können sich an schwierigeren Aufgaben erproben.
Für jede Sprache gibt es viele nützliche Links, die Lehrer/innen mit gutem Gewissen verwenden können. Der große Vorteil liegt für die Schüler/innen darin, dass sie eigenständig die Richtigkeit überprüfen können, vielfach mit integrierten Erklärungen. Als Lehrer/Lehrerin sollte man sich ab und zu einen Screenshot schicken lassen, um den Arbeitsfortschritt zu überprüfen.
In der Zwischenzeit kann der Lehrer/die Lehrerin die Rolle als Coach gut wahrnehmen. Es bleibt Zeit individuelle Rückfragen zu klären und zusätzliche Erklärungen/Hilfestellungen zu geben.
Arbeitsaufträge sind ein wesentlicher Bestandteil eines individualisierten Unterrichts, der auf Stärkung der Eigenverantwortung der Lernenden abzielt, und gerade aus dem Online Unterricht nicht wegzudenken. Sie ermöglichen es den Schülern und Schülerinnen, in ihrem eigenen Tempo und meist auch zu den von ihnen selbst gewählten Zeiten zu arbeiten.
Arbeitsaufträge sollten von den Schülern und Schülerinnen möglichst selbständig erledigt werden können. Die folgenden Tipps sollen helfen, Arbeitsaufträge so zu gestalten, dass sie motivierend wirken und von den Schülern und Schülerinnen bearbeitet werden können, ohne dass Rückfragen nötig sind.
Folgende Informationen sollten Arbeitsaufträge enthalten:
Ad 1) Arbeitsschritte
Die einzelnen Arbeitsschritte sollten ausformuliert werden. Dabei sollten die Schüler/innen direkt angesprochen werden. Längere Arbeitsaufträge sollten in klar gekennzeichnete Etappen aufgeteilt werden. Wenn die Schüler/innen Schwierigkeiten haben, sich die Zeit einzuteilen, ist es eine gute Idee für die einzelnen Etappen gesonderte Deadlines festzusetzen. Es ist auch wichtig klar zu kennzeichnen ob Teilaufgaben nacheinander erledigt werden sollen oder ob die Reihenfolge egal ist. Sehr oft ist es auch bei Aufgaben aus dem Schulbuch erforderlich sie umzuformulieren damit sie im Online Unterricht funktionieren. Der/die Lehrer/in als Auskunftsperson fällt im asynchronen Unterricht ja weg – alles was die Schüler/innen wissen müssen muss im Arbeitsauftrag formuliert werden.
Ad 2) Sozialform
Es muss für die Schüler/innen auch klar ersichtlich sein, ob sie allein, zu zweit oder in Gruppen arbeiten sollen. Für Partner- und Gruppenarbeiten sollten Hinweise gegeben werden, wie die Schüler und Schülerinnen die Zusammenarbeit gestalten können bzw. sollen. Dies reicht von Telefongesprächen bis zur gemeinsamen Erarbeitung eines Textes z.B. in Teams oder mit Hilfe von Tools wie Framapad.
Ad 3) Gewünschtes Ergebnis
Das gewünschte Ergebnis sollte genau beschrieben werden. Sollen die Schüler/innen ein „Produkt“ auf die Plattform hochladen (Text, Video, Tonaufnahme etc.), sollen sie ein Foto hochladen (wenn sie z.B. eine Aufgabe aus dem Schulbuch gemacht und dort auf Papier etwas ausgefüllt haben), sollen sie gemeinsam etwas diskutieren, sollen sie nur etwas für die nächste Unterrichtseinheit vorbereiten? Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, die auch genutzt werden sollten.
Ad 4) Hinweise auf Hilfsmittel, die genutzt werden können
Um die Schüler/innen zu unterstützen sollte angegeben werden welche Hilfsmittel genutzt werden können. Dies reicht von Links zu Online Wörterbüchern über Links zu diversen Tools bis zur Angabe von Websites mit hilfreichen Informationen. Da die Schüler/innen im Online Unterricht verstärkt auch auf Übersetzungstools zurückgreifen empfiehlt es sich, dies zu thematisieren. Der Arbeitsauftrag kann z.B. die Vorgabe enthalten, dass Passagen, die mit Hilfe von Übersetzungstools formuliert wurden, in Texten farblich gekennzeichnet werden.
Ad 5) Technische Hinweise zu Links oder Tools
Je nachdem, wie vertraut die Schülerinnen und Schüler mit bestimmten Tools sind, kann es erforderlich sein, zusätzliche Informationen dazu zu geben. Das Gleiche gilt für Videos; oft ist es ja möglich die Sprache zu wechseln, Untertitel anzuzeigen etc., was hilfreich sein kann.
Ad 6) Bis wann der Arbeitsauftrag zu erledigen ist
Im Vorfeld gilt es genau zu überlegen, wie viel Zeit die Schüler/innen für einen Arbeitsauftrag bzw. die Teilaufgaben brauchen. Deadlines sollten nicht zu knapp gesetzt werden, aber auch nicht zu langfristig da sonst die Gefahr besteht, dass die Schüler/innen den Überblick verlieren und den Abgabetermin übersehen.
Weitere Tipps:
Neben der gängigen schriftlichen Form, nicht auf Audios vergessen. MS Teams am Handy ermöglicht jetzt auch das Senden von Audiofiles. Signal ist eine gute Alternative, wer whatsapp meiden will. Für Videos bietet sich auch Flipgrid an (ist in MS Teams auch integriert).